China war der weltweit erste Prüfstein für die COVID-19-Pandemie. Und Chinas Einzelhandel der erste, der Maßnahmen bislang unbekannten Ausmaßes ausgesetzt war. Und sich wieder erholt hat.
Eigentlich müssen Einzelhändler aus aller Welt – auch aus Deutschland – kontinuierlich wie gebannt auf den chinesischen Retail Markt blicken, denn sie könnten eine Menge daraus lernen, wie sich chinesische Einzelhändler während der Krise zum Teil komplett neu ausgerichtet haben. Und sich so mitunter vor dem Bankrott gerettet haben.
Werfen wir also einen Blick auf den chinesischen Markt. Eines können wir mit Sicherheit sagen, nämlich, dass E-Commerce in China der große Profiteur der Pandemie war. Laut einer Kantar-Studie glauben sogar 65 Prozent der chinesischen Einzelhändler, dass die durch COVID-19 eingeleitete "neue Normalität" durch Verhaltensänderungen bei den Verbrauchern vorangetrieben wird, insbesondere durch einen Wechsel der Präferenz von offline zu online. Doch in einer Zeit, in der ein Engagement über alle Kanäle hinweg entscheidend ist – vor allem seit der Wiedereröffnung der stationären Geschäfte – können sich Einzelhändler nicht nur darauf konzentrieren, ihre Online-Präsenz zu stärken. Das wäre zu einseitig gedacht.
Eines muss ich vorab direkt klären: Chinas Konsumenten sind von Haus aus viel digitaler als Konsumenten hierzulande. Und so ist es auch wenig verwunderlich, dass Chinas Einzelhändler und Supermärkte seit langem in E-Commerce- und Online-Marketingkanäle integriert sind, was zum großen Teil den Aktivitäten der großen Tech-Konzerne Alibaba und Tencent zu verdanken ist.
Mit dem Lockdown konnten viele von Chinas Einzelhändlern durch On-Demand-Zustelldienste, Livestreaming-E-Commerce-Plattformen und private WeChat-Gruppen ihre Kunden weiterhin gut bedienen und sogar ihre Kundschaft ausweiten. Die digitale Infrastruktur war bereits voll etabliert und Online-Shopping gehört seit langem zum chinesischen Alltag. Tatsächlich reagierten Chinas Einzelhändler auch nicht auf die Maßnahmen, indem sie einfach ihre bestehenden digitalen Assets verstärkten. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) gaben an, dass sie aktiv Schritte unternommen hätten, um neue Wege zu ihren Kunden zu entwickeln und neue Kanäle und neue Technologien zu nutzen. Schauen wir uns diese etwas genauer an.