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Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

T-Commerce – Die Evolution der Produktplatzierung

Stellen Sie sich vor, Sie schauen eine Serie auf der Streaming-Plattform Ihrer Wahl. Sie liegen entspannt auf dem Sofa im Wohnzimmer, den Blick auf den Fernseher gerichtet. Ihr Lieblingscharakter ist auf dem Bildschirm zu sehen. Er trägt eine sehr stylische Lederjacke, die Ihnen auch sehr gut stehen würde. Sie haben ohnehin schon lange vorgehabt, sich eine solche Jacke zu kaufen. Sie pausieren die Folge, greifen zum Smartphone und versuchen, die Lederjacke zu finden: erfolglos, denn Sie kennen weder die Marke noch das Modell.

Die Lösung? T-Commerce. T-Commerce, das „T“ steht für Television, ermöglicht ein alternatives Ende für das oben genannte Szenario: Während Sie sich die Folge anschauen, bekommen Sie alle Infos über die Kleidung der Person auf dem Bildschirm oder auf dem Smartphone, das Sie in der Hand halten, angezeigt. Mit nur einem Klick gelangen Sie zum Online-Shop, wo Sie sich die Lederjacke anschauen und kaufen können. Größe auswählen, in den Warenkorb und liefern lassen, schon kann die Serie weitergeschaut werden.

Die entscheidenden Player im T-Commerce

Bei den entscheidenden Akteuren, die den Trend T-Commerce beeinflussen werden und seine Verbreitung beschleunigen können, handelt es sich um Netflix, Amazon Prime, Disney+, YouTube und TikTok. Was haben diese Plattformen gemein? Sie alle bieten visuellen Content an (von kurzen Clips bis zu ganzen Filmen), wobei die Darstellung von Produkten in der Regel nicht als Werbung oder als Versuch der Manipulation wahrgenommen wird. Hinsichtlich des Kaufverhaltens konsumieren die Zuschauer den Inhalt passiv und kaufen proaktiv ein, wenn Produkte auf dem Bildschirm erscheinen, die das Interesse wecken (im Gegensatz zum Teleshopping). Der primäre Markt, in dem der Trend T-Commerce Fuß fassen wird, ist also der US-amerikanische, da hier die Big Player wie Netflix und Amazon besonders groß sind.

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Welche Branchen werden als erstes vom T-Commerce profitieren?

Einfach ausgedrückt: What you see is what you get. Wir sind überzeugt davon, dass wir in Zukunft alles, was wir sehen können, auch kaufen können. Es kommt immer auf den Kontext an. Theoretisch kann alles, was auf dem Bildschirm zu sehen ist, von der Zahnbürste bis zum Auto, gekauft werden. Jedes Produkt muss sichtbar dargestellt und verlinkt werden, damit die Zuschauer auf einfache Weise Informationen dazu abrufen und das Produkt im nächsten Schritt direkt im Online-Shop oder Marketplace einkaufen können. Natürlich sind manche Produkte eher dazu geeignet als andere. Kleidung, Merchandise und Unterhaltungselektronik zum Beispiel fallen vermutlich eher ins Auge als ein Lippenstift.

Andererseits handelt es sich bei den Produkten und Dienstleistungen im T-Commerce nicht zwingend um physische Objekte. Filme, Serien und Dokumentationen geben häufig Einblicke in andere Kulturen und Länder, weshalb T-Commerce als Trend auch für die Tourismusbranche interessant sein dürfte. Im Großen und Ganzen werden diejenigen, die als erstes in den Trend einsteigen, am meisten davon profitieren.

Wer profitiert am meisten?

Merchandise: Fanartikel, Kostüme, Spielzeug, Kleidung

Fashion: Kleidung, Accessoires, Uhren, Schmuck

Reisen: Hotels am Zielort oder Flüge buchen

Möbel: Einrichtungsgegenstände, Filmsets

Technik: Innovationen, spezielle Features

Was brauchen Unternehmen, um den Dienst zu bieten?

Wie T-Commerce in der Praxis aussehen wird, hängt entscheidend von der Art der Implementierung durch die Schwergewichte wie Amazon, Netflix, YouTube, TikTok oder Instagram ab. Eine der Herausforderungen wird es sein, die Erfahrung für jeden Nutzer und jede Nutzerin auf jedem Gerät identisch zu bieten. Egal, ob man die jeweiligen Dienste auf dem Desktop, auf dem Smartphone oder auf dem Smart-TV verwendet, darf der Weg vom aktivem Medienkonsum zum Kauf eines Produktes nicht zu weit sein. Unabhängig davon, wie die technische Implementierung genau aussieht, muss jedes Unternehmen hochwertige Digital Assets und Produktinformationen bereitstellen. Die IT sollte so modular und anpassungsfähig sein wie möglich, sodass auf die Trends schnell eingegangen werden kann.

Sowohl in Bezug auf die Logistik als auch auf die Technik ist Amazon bereits sehr gut aufgestellt und bereit, T-Commerce zu implementieren. Dank AWS und Bilderkennung müssen nur hochauflösende Bilder bereitgestellt werden, um den Nutzern mit nur einem Klick identische oder ähnlich aussehende Produkte anzuzeigen.

Bemerkenswert ist, dass Amazon Prime mit X-Ray bereits ein Feature am Start hat, das einen Vorgeschmack darauf liefert, wie T-Commerce in der Praxis aussehen könnte. Für ausgewählte Inhalte bietet der Streamingdienst nämlich die Möglichkeit an, sich die Namen der Schauspielerinnenund Schauspieler anzeigen zu lassen, die gerade in der Szene zu sehen sind oder den Titel der Musik, die gerade zu hören ist. Gut vorstellbar wäre also, dass analog zum Feature X-Ray eine Möglichkeit bereitstellt, mit der Informationen zu ausgewählten Produkten, Kleidungsgegenständen oder ähnlichem bereitstellt, die bereits beim Onlineversandhändler zu kaufen sind.

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Amazon Prime’s Konkurrent Netflix scheint ebenfalls auf den Zug aufzuspringen. Dank der Kollaboration mit Walmart besitzt Netflix nun einen eigenen Hub bei einem der weltweit größten Einzelhändler. Der Streaming-Anbieter versucht derzeit, neue Einnahmequellen jenseits seines Kerngeschäfts mit Abonnements zu erschließen. Die Walt Disney Company, die 2019 den Streaming-Dienst Disney+ eingeführt hat, ist seit Jahren sehr erfolgreich bei der Erzielung großer Einnahmen aus dem Verkauf von Merchandise-Artikeln und könnte Netflix als Vorbild dienen.

Auch TikTok rüstet sich für den Trend: Mit der Einführung von TikTok-Shopping und der Partnerschaft mit Shopify hat die chinesische Social-Media-Plattform bereits begonnen, verstärkt in den E-Commerce zu investieren. Eine eigene Shopping-API wurde angekündigt, die es Unternehmen ermöglichen soll, ihren Produktkatalog direkt in TikTok zu integrieren und die Produkte letztendlich organisch in den Inhalt zu integrieren.

Auch YouTube ist auf dem Weg in Richtung T-Commerce. Die amerikanische Video-Sharing- und Social-Media-Plattform testet seit einiger Zeit, wie sich Produkte per Software in Videos taggen lassen. Im November 2021 veranstaltete YouTube ein Livestream-Event mit einigen der größten Stars der Plattform. Jeder Livestream wurde als vollständig "einkaufbar" beschrieben, mit speziellen Produkten und Angeboten, die von den Gastgebern präsentiert wurden. Laut einer von YouTube zitierten Umfrage sind 89 % der Zuschauer der Meinung, dass YouTuber Empfehlungen geben, denen sie vertrauen können. Auf lange Sicht könnte sich YouTube langfristig zu einer Art Shopping-Plattform entwickeln, worauf auch die Zusammenarbeit mit Shopify hinweist. Mit Google Shopping und Produktfeeds für Video-Promotion Kampagnen kann es auch auf zwei Systeme zurückgreifen, die bereits sehr gut funktionieren. Die Integration der Bilderkennungstechnologie Google Lens ist eine weitere vorstellbare Möglichkeit.

Shopping und der Partnerschaft mit Shopify hat die chinesische Social-Media-Plattform bereits begonnen, verstärkt in den E-Commerce zu investieren. Eine eigene Shopping-API wurde angekündigt, die es Unternehmen ermöglichen soll, ihren Produktkatalog direkt in TikTok zu integrieren und die Produkte letztendlich organisch in den Inhalt zu integrieren.

Auch YouTube ist auf dem Weg in Richtung T-Commerce. Die amerikanische Video-Sharing- und Social-Media-Plattform testet seit einiger Zeit, wie sich Produkte per Software in Videos taggen lassen. Im November 2021 veranstaltete YouTube ein Livestream-Event mit einigen der größten Stars der Plattform. Jeder Livestream wurde als vollständig "einkaufbar" beschrieben, mit speziellen Produkten und Angeboten, die von den Gastgebern präsentiert wurden. Laut einer von YouTube zitierten Umfrage sind 89 % der Zuschauer der Meinung, dass YouTuber Empfehlungen geben, denen sie vertrauen können. Auf lange Sicht könnte sich YouTube langfristig zu einer Art Shopping-Plattform entwickeln, worauf auch die Zusammenarbeit mit Shopify hinweist. Mit Google Shopping und Produktfeeds für Video-Promotion Kampagnen kann es auch auf zwei Systeme zurückgreifen, die bereits sehr gut funktionieren. Die Integration der Bilderkennungstechnologie Google Lens ist eine weitere vorstellbare Möglichkeit.

Da die genaue Umsetzung von T-Commerce bisher unklar ist, lässt sich noch nicht abschätzen, wie die Verbraucher auf seine Einführung reagieren werden. Wenn das System zu auffällig ist, könnte es als störend empfunden werden. Wenn es nicht auffällig genug ist, wird es möglicherweise nicht wahrgenommen und ignoriert werden. Die Entwickler bewegen sich hier auf einem schmalen Grat - vor allem zu Beginn der Markteinführung.

Die Geschichte des T-Commerce hat gerade erst begonnen. Wie sie sich entwickeln wird, hängt vor allem von den Hauptakteuren ab. Im T-Commerce, wie in fast allen Bereichen des E-Commerce, verschmilzt der Punkt der Inspiration mit dem Verkaufspunkt. Die Welten konvergieren; ich gehe nicht mehr ins Kaufhaus - ich lebe im Kaufhaus. Je früher die Unternehmen handeln - und in diesem Fall nicht nur die großen Tech-Unternehmen - desto mehr werden sie von diesem Trend profitieren und Anpassungsraten ermöglichen, die erhebliche Auswirkungen auf das Geschäft haben.

Andreas Hell
Andreas HellManager Diconium
Andreas.hell@diconium.com | +49 711 2992 3587 | https://diconium.com/de/news/digital-commerce-trends

Bildquelle: 3 Reasons Amazon will utilize Prime Video as new commerce channel | LinkedIn
© Lionsgate / Studiocanal