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Die digitale Ebene der Stadt: Online Angebot als notwendige Infrastruktur

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Die Online Präsenz entscheidet über lokale Einkäufe

Das Konsumverhalten in Deutschland ist weiterhin im Wandel. Zwar wächst der Anteil des Onlinehandels nicht mehr ganz so rasant wie im vorherigen Jahrzehnt (1), hat sich jedoch das Internet als primäre Informationsquelle manifestiert. Studien zeigen, dass fast 80% in Deutschland sich online informieren, bevor sie ein lokales Geschäft besuchen (2). Dabei gewinnt der sogenannte Online to Offline Weg an großer Bedeutung. Sind online oftmals viele der wichtigen Informationen 24h am Tag verfügbar, so genießt der stationäre Handel den Vorteil der Unmittelbarkeit: Das Fahrrad will ausprobiert werden, der Topf in die Hand genommen werden und der Pullover anprobiert (3). Was nach fairer Informationsbereitstellung klingt, ist mehr und mehr einseitig geworden. Google Suchen präferieren nachweislich e-Commerce Produkte, die auch Teil von Google Shoppings eigenen Interessen sind (4). Zudem wird die Google Suche durch die neue AI Overview Funktion, welche KI-gestützte Zusammenfassungen an oberster Stelle ausgibt, sowie die üblichen 3-5 gesponserten Ergebnisse, massiv in ihrer Unbefangenheit eingeschränkt. Lokale Ergebnisse werden — wenn überhaupt — als Google Places markiert (gemeinsam mit allen anderen Orten wie Sehenswürdigkeiten, Gastronomie und Dienstleistern) und somit von der lokalen Produktfindung ausgenommen. Für kleinere Geschäfte bedeutet das: Selbst mit Webauftritt sinkt die Chance, gefunden zu werden.

 

Lokale Marktplätze und die Stadt der Lieferungen

Während klassisches Ladensterben kein neues Phänomen ist, sehen Städte hier eine neue Beschleunigung des Vorgangs. Die großen Kaufhäuser des frühen 20. Jahrhunderts machten den Anfang, und die Supermärkte und Discounter der 60er führten es fort: Kleine Läden haben es weltweit schwer mit der Bequemlichkeit der “Großen” mitzuhalten (5). Ende der 90er begann schließlich der Onlinehandel, womit es schließlich der breiteren Masse an Fachgeschäften schwieriger wurde, mit Preistransparenz und abzulesender Verfügbarkeit mitzuhalten. Gerade gegen die Riesen der Branche wie Amazon und Co., wurden über die Jahre Pilotprojekte ins Leben gerufen, die es versuchen, den lokalen Handel sichtbarer und angenehmer zu gestalten. Während der Corona-Zeit wurden neue digitale, ladenübergreifende Lösungen plötzlich greifbar: Mit eBay Deine Stadt, Atalanda und Lozuka wurden Händler im Einzelhandel digital vernetzt und konnten gemeinsam Onlinebestellungen entgegen nehmen, für Versand und Abholung nach einer klassischen Marktplatzlogik (6). Dabei wurde zuletzt auch die recht neue Technologie des Quick Commerce aufgenommen: Statt eines traditionellen Paketversands eilt ein Kurier per Fahrrad zum Kunden und kann somit von Zahnpasta über Teddybären bis zum Abendbrot alles nach Hause liefern. Ein Modell, welches unbestreitbare Annehmlichkeiten mit sich bringt, jedoch seine ökonomische und ökologischen Nachhaltigkeit noch beweisen muss. Letztlich steht die Frage: Wollen wir in einer Stadt leben, in der alles nach Hause oder ins Büro gebracht wird?

 

EBAY DEINE STADT

Beispiel lokale Marktplatz, der in der Corona Zeit ins Rollen kam: eBay Deine Stadt.

Eine neue digitale Entdeckungsebene für die Stadt


Die Attraktivität unserer Städte wird oftmals durch Sehenswürdigkeiten, die lokale Gastronomie und die Offenheit (oder mangelnde) der Bevölkerung beschrieben. Nicht nur für den Alltag der Bewohner, auch für die Besucher ist das Problem gegeben, dass Nützliches, Dringendes und generell Gesuchtes oftmals nur schwer gefunden werden kann. Wer etwas sucht, muss auch schon wissen, welche Art von Geschäft es haben könnte: Gibt es Ballons für einen Kindergeburtstag am Besten im Schreibwarenhandel, in 1-Euro Shops, in Spielzeuggeschäften oder doch einfach im Supermarkt? Im Englischen Sprachraum wird dieses Insiderwissen zuletzt mit IYKYK (“if you know, you know”) abgekürzt, sprich wer es weiß, weiß es eben schon.

 

PICK UP

Deutschland hat beim Thema click & collect noch Aufholbedarf

 

Wäre es nicht wunderbar eine Möglichkeit zu schaffen, die Stadt zu durchsuchen? Nicht nach Geschäften und Orten, sondern was es wirklich zu besorgen gibt? Nicht selten ist der Ratschlag, die Suche nach lokalen Lösungen aufzugeben und es doch einfach online zu bestellen. Was wäre, wenn die existierende Stadt das effizienteste Fulfillment Center ist? Dies ist der Gedanke hinter einer neuen Entdeckungsebene, eine die Produkte nicht wie Google LIA (Local Inventory Ads) als Werbekampagnen versteht, sondern als Teil der digitalen Infrastruktur, eben ladenübergreifend, direkt und zuverlässig. Eine digitale Entdeckungsebene, die den stationären Handel stärkt, ohne ihn vereinzelt in den Online-Handel zu drängen. Digitalisierung wieder als Mittel zum Zweck, den Menschen Lösungen bieten, dort wo sie sind. Dabei gilt es nicht, dogmatisch auf lokale Unterstützung der Händler aufzufordern. Der Anreiz muss direkter sein: Die schnellste Lösung ist nicht zwangsläufig die Bestellung nach Hause, sondern manchmal einfach zwei Straßen weiter.

 

1 HDEOnline-Monitor 2024

2 The State of Shopping 2024, Offerista

3 Ibid.

4 Search Engine Journal

5 Frankfurter Allgemeine Zeitung

6 Online Händler News

Über den Autor

Vincent Meyer Madaus ist Gründer von Around Now, einem Startup mit der Vision einer unmittelbaren und transparenten Stadt. Mit langjähriger Erfahrung im Bereich von Smart Cities und nachhaltiger Stadtplanung, arbeitet er mit Around Now an direkten Lösungen für den Einzelhandel der Zukunft.

 

Around Now

Around Now arbeitet an einer solchen Entdeckungsebene für die Stadt, auf der lokale Geschäfte und ihre Waren online sichtbar und sofort verfügbar werden. Die Plattform verbindet Kunden mit nahegelegenen Produkten und stärkt damit gezielt den stationären Einzelhandel und die lokale Wirtschaft.

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