Die Digitalisierung des Zahlungsvorgangs ist im vollen Gange. Gerade zu Zeiten der Corona-Pandemie entdecken immer mehr Menschen die Vorzüge von kontaktlosen und digitalen Zahlungsmöglichkeiten. Doch selbst wenn auf die Benutzung von Bargeld zunehmend verzichtet wird – allein von 2019 bis 2020 verringerte sich die Nutzung von 3/4 auf 2/3 – war lange Zeit spätestens beim Erhalt des Kassenbons die Digitalisierungsfreude verflogen und es wurde auf Papier-Bons zurückgegriffen. Da dieser aber aufgrund seiner Ökobilanz und mangelnden Praktikabilität zunehmend in Verruf gerät, suchen immer mehr Händler:innen nach neuen Lösungen und erkennen das Potential des digitalen Kassenbons.
Vielfältigkeit der E-Bons
Die Funktionsweisen der digitalen Bons sind vielseitig: Recht klassisch können Kund:innen Mails mit dem Bon im Anhang empfangen; es werden aber auch immer mehr Apps entwickelt, bei denen registrierte Nutzer ihren QR-Code an der Kasse scannen und so die Belege online speichern können. Bei anderen Anbietern kann man die von Händler:innen generierten QR-Codes mit der Kamera scannen und direkt lokal abspeichern, ohne eine App installieren zu müssen.
Den Beginn machte Apple im Jahr 2005 mit einem per Mail zugeschickten Kassenbon. Seitdem entdecken immer mehr Start-Ups das Feld für sich und Handelsunternehmen wie Edeka, Rewe und Lidl entwickeln eigene Lösungen. In einigen Stores können durch die Apps sogar Kassen ersetzt werden, wie unser Storebesuch im Saturn zeigt: https://handel4punkt0.de/index.php/payment/389-hde-storevisit-einkaufen-bei-saturn-mit-saturn-smartpay
Beflügelt durch die Bonpflicht
Besondere Aufmerksamkeit erhielt der digitale Bon durch die im Jahr 2020 eingeführte Bonpflicht. Händler:innen sind seitdem verpflichtet, einen Kassenzettel herauszugeben. Zusammen mit dem ebenfalls vorgeschriebenen Einsatz von besonders manipulationssicheren TSE-Kassen soll so die lückenlose Nachverfolgung von Geschäftsprozessen erleichtert und Steuerbetrug verhindert werden. Die Kassenzettel können aber ausdrücklich auch digital ausgegeben werden, wenn sie hier gewissen Anforderungen entsprechen: Die Kund:innen müssen mit der elektronischen Übermittlung einverstanden sein und sie müssen den Beleg mit kostenfreier Standardsoftware auslesen können. Bezüglich Format und Übermittlung gibt es keine festen Vorgaben.
Vorteile für alle Seiten
Doch was genau sind die Vorteile der E-Bons? Die größten Pluspunkte für Konsument:innen sind hierbei die Bequemlichkeit und Effizienz. Statt zig Zettel mit sich herum zu tragen, die man eventuell verliert oder die nach einer Weile verblassen, können sie nun die Belege bequem online verwalten und verlieren nicht den Überblick. Auch Händler:innen profitieren von der Übersichtlichkeit. Noch viel mehr ermöglichen ihnen die Bons aber Möglichkeiten, ihre Omni-Channel-Strategie zu erweitern: Nicht nur können sie leichter Informationen über die Präferenzen ihrer Kund:innen sammeln und analysieren, die Bons eignen sich auch hervorragend dafür, auf das eigene Unternehmen aufmerksam zu machen und durch Coupons und Aktionen die Konsument:innen stärker an den Handel zu binden und die Beziehung vom Point of Sale zum Endverbraucher:in nach Hause zu stärken. Startups wie bspw. Refive ermöglichen die Interaktion mit den Kund:innen auch nach dem Kauf. Die App versendet individuelle Angebote und animiert beim Kauf Kauf zur Bewertung auf diversen Plattformen. Einmal eingerichtet, spart man sich zudem auch die laufenden Kosten von Papier, Tinte, und Equipment.
Trumpf in der Ökobilanz?
Vielmals wird auch der Nachhaltigkeitsaspekt als Argument für den digitalen Bon genutzt. Es stimmt, dass zehn Milliarden Bons, die allein in Europa jedes Jahr gedruckt werden, einen massiven Einfluss auf unser Ökosystem haben: Sie verschmutzen jährlich 150 Millionen Liter Wasser, zudem werden 200 000 Bäume jedes Jahr für die Kassenzettel abgeholzt. Bis vor einigen Jahren wurde oftmals die Chemikale Bisphenol A für die Herstellung verwendet, die die Fortpflanzung und Gehirnentwicklung von Menschen beeinflusst. Über das Altpapier konnte der Stoff auch in receyceltes Toilettenpapier und so in das Grundwasser gelangen. Auch wenn die Nutzung von Bisphenol A für Kassenzettel mittlerweile praktisch verboten ist, wird dem noch verwendeten Bisphenol S ebenfalls eine hormonelle Wirkung nachgesagt. Der 2019 eingeführte blaue Kassenbon ist zwar umweltfreundlicher, angesichts der Menge an Zetteln, die direkt nach dem Einkaufen wieder entsorgt werden, auch effizienter durch digitale Kassenzettel zu ersetzen.
Ein Punkt, der außer Acht gelassen wird, ist, dass Mails ebenfalls eine schlechte Ökobilanz haben. Während eine normale Mail 10 Gramm Kohlenstoffdioxid per Mail verbraucht, was der Bilanz einer Plastiktüte entspricht, verbrauchen Mails mit Anhang schon das Doppelte. Ob Apps oder das Nutzen von QR-Codes nicht eine umweltschonendere Lösung darstellen, bleibt zu klären.
Standardisierung erfordert
Trotz der zahlreichen Vorteile sind digitale Kassenbons immer noch nicht sehr weit verbreitet. Dies liegt zum einen an der Einstiegshürde und dem zu Beginn hohen Erklärungsbedarf für Händler:innen. Eine gute Unterstützung hierfür bietet der Leitfaden des Kompetenzzentrums Handel.
Auch auf Verbraucherseite herrscht noch Unsicherheit bezüglich des Datenschutzes. Das größte Hindernis stellt aber die Masse an benötigten Apps und Tools dar. Konsument:innen sind kaum bereit, für jedes Geschäft eine eigene App herunterzuladen und in jedem neuen Laden ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Ein einheitliches, standardisiertes System würde die Benutzung deutlich erleichtern. Hierbei stellt der vom HDE in Zusammenarbeit mit dem DFKA, ZDH und DEHOGA entwickelten „Elektronische Kassen-Beleg-Standard“ einen wichtigen ersten Schritt dar. Er kann kostenfrei über die Website des DFKA heruntergeladen werden: https://dfka.net/ekabs-einheitlicher-standard-fuer-elektronische-kassenbelege-freigegeben/
Bei Wahrung des Wettbewerbsprinzips wären auch weitere Aktionen erwünscht, um die digitalen Kassenbons weiter zu vereinheitlichen, ihre Nutzung somit zu vereinfachen, und damit die Verbreitung zu erhöhen.