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Blogreihe: Digitalisierung im Einkauf - Teil 3: KI allein ist nur ein Wort

KI allein bleibt nur ein Wort

Im dritten Teil meiner Blogreihe zu Digitalisierung im Einkauf kommt es, wie es kommen muss: Wir reden über KI. Und um das vorwegzunehmen: Weder meistert sie alle Herausforderungen noch funktioniert sie als Abkürzung zu erfolgreichem Category Management. Der zweckmäßige und wohlüberlegte Einsatz von Software, die auf Künstliche Intelligenz zugreift, ist eine weitere Hausaufgabe. Die dritte Hausaufgabe, die nach der Optimierung von Prozessen  (aus Teil 1) und der klugen sowie strategiekonformen Anreicherung von Produktdaten (aus Teil 2) folgt. Wo Handelsunternehmen auf ihrer Digitalisierungs-Journey weit vorangeschritten sind, kann KI Tempo und Umsätze steigern und CM-Verantwortliche von lästigen Pflichten befreien.   

 

Intelligent und analytisch: Wir wollen doch alle das Gleiche!

Wenn wir geeignete PIM-Systeme als Pflicht betrachten, könnten spezialisierte CM-Tools als Kür herhalten.  Als genau auf das Pflichtenheft des Category Managements abgestimmte Software steuern sie das Sortiment clever über Analyse- und Auswertungs-Tools. Dabei verfolgen sie, in unterschiedlicher Ausprägung, alle ein Ziel:  optimierte Regalplanung, verbesserte Profitabilität einzelner Produktgruppen,  Unterstützung des Bestandsmanagements mit Hilfe von Predictive Analytics. In den meisten Systemen finden sich heute schon Bestandteile von Machine Learning und Künstlicher Intelligenz. 

Doch treten wir einen Schritt zurück: Bei nahezu jedem Digitalisierungsschub im Category Management stellen sich Projektverantwortliche und CPOs zu Beginn eine Frage: „Welches CM-Tool sollen wir einsetzen?“ Natürlich kann ich die Frage in diesem Beitrag nicht allgemeingültig beantworten. Wie schon beim PIM-System sollten Handelsunternehmen auch für die konkrete Auswahl eines CM-Tools externe, herstellerneutrale Beratungsleistung in Anspruch nehmen. Und dennoch gibt es einige Kriterien, die im Vorfeld jede:r für sich beantworten kann:

  • Welche Datenstruktur steht zur Verfügung? Nicht alle Tools können alle Daten gleich gut verarbeiten.
  • Welche Kernaufgabe soll die Software unterstützen? Reine Einkaufsysteme unterscheiden sich deutlich von Tools für die Sortimentsoptimierung oder von Allroundern, die sogar Pricing und Platzierungsvorschläge leisten.
  • In welcher Form möchte ich die Auswertungen nutzen? Geht es mehr um die Unterstützung des reinen CM-Bereiches oder sollen auch operative und kundennahe Bereiche damit im Tagesgeschäft arbeiten können?

 

Wertify Stock Pixabay c Tung Nguyen

 

Am liebsten tailormade

Einige etablierte Category Management Tools führe ich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – mit ihrem Leistungsspektrum auf: 

  • SAP Category Management: Sortimentsoptimierung, Lieferantenmangement, Planungsfunktion. Die Lösung integriert maschinelles Lernen, um Verkaufsdaten zu analysieren und Vorhersagen für optimale Sortimente zu treffen.
  • Blue Yonder / JDA Category Management: Planogrammerstellung[1], Sortimentsoptimierung, Nachfrageprognosen. Diese Plattform nutzt KI für die Prognose von Kundenbedarfen und die Optimierung von Sortimentsstrategien. Sie bietet darüber hinaus Tools für die Preisoptimierung und das Bestandsmanagement.
  • Relex Solutions: Bedarfsprognosen, Sortiments- und Space Management. Das Unternehmen integriert KI und maschinelles Lernen in seine Produkte, um Prognosen zu verbessern, die Bestandsoptimierung zu automatisieren und Entscheidungshilfe hinsichtlich Sortiment und Pricing zu leisten.
  • Symphonie Retail AI: Sortimentsplanung, Nachfrageprognosen, Planogrammerstellung. Das IT-Produkt automatisiert CM-Prozessen und nutzt dabei KI, um Sortimente zu optimieren und  Preisstrategien zu entwickeln.
  • NielsenIQ CM-Solutions: Planogrammerstellung, Sortimentsoptimierung, strategische Category Management Planung. Die Category Management Solutions setzen zunehmend auf KI und maschinelles Lernen, um über tiefe Analyseoptionen detaillierte Einblicke und datengestützte Entscheidungen zu ermöglichen.

 

  • Planorama: Planogrammanalysen, Sortiments- und Regaloptimierung, Visuelles Merchandising. Das Tool verwendet KI-Technologien, um das Category Management und die Regalüberwachung effizienter zu gestalten.

Bleibt noch die Frage, wer mit welcher Software, mit oder ohne KI-Unterstützung, arbeiten sollte. Ich beantworte diese Frage heute mit einem beherzten „das kommt darauf an“. Klar ist, dass sich KI für Category Management bei kontinuierlich wachsenden Datenmengen generell einen festen IT-Regalplatz sichern wird. Sie bändigt Big Data im Bereich Verkaufsdaten, analysiert Markttrends und Kundenverhalten in Echtzeit und leitet daraus sortimentsrelevante Wahrscheinlichkeiten ab.

Parallel dazu entlastet KI Category Manager zeitlich erheblich, indem sie Routineaufgaben automatisiert. Damit meine ich wiederkehrende Pflichtaufgaben wie die Sortimentsüberprüfung, das Bestandsmanagement oder die Preiskalkulation. Die Automatisierung dieser Prozesse eröffnet Freiräume, in denen sich Mitarbeitende auf strategische Planung konzentrieren können und mit kreativem Blick auf zukünftige Sortimente und neue Kundengruppen blicken. 

Letzten Endes steht der Handel mit dem Einsatz von KI noch ganz am Anfang. Die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Tool steht und fällt mit dem Reifegrad der Category Management Organisation.

In einer gut strukturierten und weitgehend digitalisierten CM-Organisation ist der Einsatz von KI-Unterstützung an verschiedenen Knotenpunkten durchaus sinnvoll. Hier kann KI zum Beispiel bei der Optimierung von Preisstrategien greifen. Oder sie optimiert im Einkauf abhängig von der Beschaffungsstrategie Bestell- und Bestandsmengen. Wer hingegen, wie viele mittelständische Unternehmen, am Anfang der Digitalisierung von CM steht, oder vielleicht sogar erst am Anfang eines effektiven CM-Prozesses, der sollte sich zunächst auf die Basics in den Produktdaten konzentrieren, mit standardisierten Einkaufs- und Sortiments-Analysen beginnen und vor allem den Category-Strategie-Prozess organisatorisch verankern.

 

[1] Ein Planogramm ist eine visuelle Darstellung einer Artikelplatzierung in Regalen oder ähnlichen Verkaufsflächen

 

Über den Autor:

Ralf Maurer ist ein international erfahrener Unternehmenslenker mit klarem Fokus auf Category Management. Er verantwortete auf seinem Karriereweg den Wachstumskurs namhafter Handels- und Distributionsunternehmen wie der Rubix Group International Ltd, der BPW Group und der Europart Holding GmbH. 2023 gründete der langjährige Geschäftsführer und Chief Product Officer Wertify Consulting. Die Boutique-Beratung für mittelständische Handels- und Industrieunternehmen fokussiert sich auf Einkauf und Category Management Prozesse. Mit seiner Expertise bietet er seitdem von individuellen Beratungsprojekten, über Einkauf- und Verhandlungstrainings bis hin zu Einkauf-Audits alle Disziplinen von Category Excellence ab.

Ralf Maurer
Ralf MaurerGeschäftsführer & Chief Product Officer
Bildunterschrift / Bildrechte: Ralf Maurer

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