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Aus einem Euro mache zwei Euro – vom Kinderzimmer zum internationalen eCommerce-Shop

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Aus einem Euro mache zwei Euro – vom Kinderzimmer zum internationalen eCommerce-Shop

Ich bin Jevgenij Borisenko. Zusammen mit meinem Zwillingsbruder Aleksandr leite ich seit fast 15 Jahren die SportSpar GmbH. Als Betreiber eines reinen eCommerce-Shops merken wir, wie der Druck im Onlinehandel immer weiter steigt. Mit Dumpingpreisen, Massenware und kostenlosem Rückversand verdrängen Marktplätze wie Amazon, Temu oder Alibaba kleinere Unternehmer. Trotz dieser Widrigkeiten erzielte unser Team im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 30 Prozent. Das liegt einerseits an unserem Geschäftsmodell, andererseits an unserer Risikobereitschaft und Flexibilität. In dieser Blogreihe möchte ich einen Einblick in unsere Firmenphilosophie geben – welche Leitgedanken uns durch Krisen führen, wie wir gegen Marktgrößen bestehen und worauf wir bei Themen wie der Standortsuche besonders Wert legen.

 

Mutig einkaufen, clever verkaufen – unsere Strategie

Mein Bruder Aleksandr und ich haben unsere ersten Gehversuche im E-Commerce in unserem Kinderzimmer unternommen. Angefangen hat alles mit einem Paar Sneaker und einer Portion Neugier: 2006 verkauften wir unsere ersten Schuhe über eBay und ernteten unerwarteten Erfolg. Einige weitere erfolgreiche Deals später erkannten wir, dass wir mit Sportfashion unsere Nische gefunden hatten. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass Sportbegeisterte qualitativ hochwertige Kleidung schätzen. Für passendes Equipment verlangen Markenhersteller meist hohe Summen, die Menschen mit kleinerem Budget sich nicht leisten können. Mit dem Restpostenverkauf fanden wir einen Weg, um Fitness-Fans gute Qualität zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Dafür gehen wir im Einkauf Risiken ein, denn wir nehmen Markenherstellern den kompletten Bestand ihrer auslaufenden Kollektion ab und bezahlen im Voraus. Die guten Konditionen geben wir dann an unsere Kunden weiter. Das lohnt sich auch für uns, denn gerade in Krisenzeiten steht günstige Mode hoch im Kurs. Bei Verbrauchern, die auf jeden Cent achten, punkten diejenigen, die Schnäppchenpreise anbieten. Trotz Corona und Inflation konnten wir so in den letzten Jahren immer wieder Rekordumsätze verbuchen.

 

Nachhaltigkeit attraktiv machen

Immer mehr Menschen achten beim Shoppen darauf, die Umwelt nicht zu belasten. Meist kostet das Plus an Nachhaltigkeit mehr Geld. Indem wir originale Qualitätsartikel vor der Vernichtung bewahren und gleichzeitig einen günstigen Preis aufrufen, erreichen wir Nachhaltigkeitsfans und Schnäppchenjäger gleichermaßen. Vorjahreskollektionen vor der Müllhalde zu bewahren, liefert die einzig richtige Antwort auf Fast-Fashion. Mit unserer Retourenpolitik minimieren wir unüberlegte Einkäufe. Das ist bitter nötig, denn im europäischen Vergleich steht Deutschland schlecht da. Gerade im Mode-Onlinehandel wird über die Hälfte der Artikel wieder zurückgeschickt.[1] Um unnötige Transportwege zu vermeiden und ein Umdenken anzustoßen, haben wir uns gegen kostenlosen Rückversand entschieden. Gerade im Bereich des Online-Shopping kommt es oft zu Spontankäufen, denn wer einen ungewollten Artikel ohne Kosten wieder zurückschicken kann, erkennt keinen Grund sich den Klick auf den Bestellknopf zu verkneifen. Da unsere Kunden die Pakete für den Rückversand selbst zahlen müssen, hebt sich die Hemmschwelle, ein erworbenes T-Shirt bei Nichtgefallen sofort zurückzusenden. Ein weiteres Plus: Das Umlegen potenzieller Portokosten auf den Verkaufspreis entfällt, was allen Kundenportemonnaies zugutekommt. So konnten wir unsere Retourenquote im vergangenen Jahr auf 8 Prozent drücken. Zurückgeschickter Ware mit Mängeln widmet sich unsere hauseigene Reparaturabteilung. Ob nähen, waschen oder bügeln, dort finden alle notwendigen Arbeiten zur Herstellung der Gebrauchsfähigkeit statt. Während A-Ware mit Original-Label bestückt, gefaltet und verschweißt in den Verkauf gelangt, weisen 1 Prozent aller Retouren nicht zu beseitigende Mängel auf. Auch diese B-Ware findet Käufer oder erreicht als Spende Hilfsbedürftige sowie Organisationen wie Caritas und Rotes Kreuz.

 

Stabiles Geschäft dank Nische

Unser Beispiel zeigt: Wer seine Nische kennt und bereit ist, Risiken einzugehen, kann auch als kleiner Händler gegen die ganz Großen bestehen. Einige Hebel, die ich aufgezeigt habe, funktionieren womöglich außerhalb des Restpostenhandels nicht so gut, dennoch möchte ich an alle Onlineshop-Besitzer appellieren: Seid mutig und probiert etwas Neues aus!

 

[1] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/retouren-deutsche-kunden-schicken-haeufiger-zurueck-als-alle-anderen-in-europa/100089464.html

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Autorenprofil

Jevgenij Borisenko ist Gründer und Geschäftsführer der SportSpar GmbH. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Aleksandr startete er 2006 aus dem Kinderzimmer heraus – mit eBay-Verkäufen von Fußballschuhen und Trikots. Heute ist SportSpar ein erfolgreicher Onlinehändler für Markenmode zum Schnäppchenpreis – und das ganz ohne Investoren. Mehr als 100 Mitarbeitende arbeiten inzwischen am Firmensitz im sächsischen Eilenburg.

Getreu seinem Motto „Aus einem Euro mach zwei Euro“ setzt Jevgenij auf mutige Einkaufsentscheidungen, eine nachhaltige Ausrichtung und digitale Prozesse, die sich am Kundenbedürfnis orientieren. Besonders wichtig ist ihm dabei, trotz Wachstum unabhängig zu bleiben: Gewinne werden stets ins Unternehmen reinvestiert.